Agil und digital: neue Arbeits- und Personalverwaltungswelten auf dem HR innovation day 2017 in Leipzig

Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig veranstaltete am 20.05.2017 ihren jährlichen HR Innovation Day mit zahlreichen Vorträgen und Workshops, die sich mit den Veränderungen der Arbeitswelt und den Konsequenzen für das Human Ressources Management beschäftigen. Mit etwa 140 Teilnehmern, vornehmlich aus der Personalwirtschaft, fand die Tagung ein großes Echo. Ein Großteil der Vorträge und Workshops beschäftigte sich mit der Digitalisierung des Personalwesens und agilen Strukturen in der Arbeitsorganisation beschäftigten. Zahlreiche Softwarelösungen können heute die Personalgewinnung automatisieren und die Auswahlkriterien verfeinern. Die wichtige Frage dabei ist, wieweit man dies alles wirklich den Algorithmen überlassen kann und wieweit der Personalverantwortlichen wichtige Entscheidungen persönlich fällen sollten.

Keynotes

Joachim Diercks, Geschäftsführer von Cyquest Hamburg demonstrierte typische Irrtümer von Softwaresystemen, wenn es um die Beurteilung von Persönlichkeiten geht. Er votierte dafür, dass man diese Software gebrauchen soll, jedoch wichtige Entscheidungen nicht den Maschinen überlassen darf.

Prof. Wald und Joachim Dierks
Prof. Peter Wald köndigt den Vortrag von Joachim Dierks „Bots und Algorithmen im Recruiting – Nur Buzzwords oder mehr? “ an.

Tom Haak, Direktor des HR Trend Institute B.V. in Amsterdam stellte zahlreiche Evaluierungsplattformen vor und diskutierte deren Anwendbarkeit in der Personalverwaltung.

Henrik Zaborowski, Recruitingcoach aus  Bergisch-Gladbach meinte dass wir derzeit mit völlig veralteten Kriterien an die Personalauswahl herangehen. In der Regel werde das Personal nach den gleichen Maßstäben wie eine Maschine ausgewählt. Die Person sollte ihren Kenntnissen nach möglichst genau auf die entsprechende Arbeitsaufgabe passen. Zu kurz komme hierbei das Potential des Bewerbers, sich neue Themen und Arbeitsfelder zu erschließen. Zudem sei es sehr wichtig, dass der Bewerber in die Unternehmenskultur passe. Das könne auch bedeuten, dass er sich als Opponent zu dieser Kultur verhalte und damit auf deren Veränderungen hinwirke.

Dies wirft die sehr wichtige und philosophisch relevante Frage nach dem Menschenbild von Personalabteilungen auf. Jeder Mensch ist komplex und mehrdimensional. Dem könne man durch intelligente Softwaresysteme Rechnung tragen. Die letzte Entscheidung sollte jedoch dem Personalverantwortlichen, vielleicht sogar seinem „Bauchgefühl“ vorbehalten bleiben. Dafür sei auch eine weit ausführlichere Beschäftigung mit dem Bewerber nötig.

Immer wieder tauchte während der Tagung der Begriff Künstliche Intelligenz auf. Einige der Referenten lehnten den Begriff rundweg ab, andere sahen darin eine Bereicherung für alle Gebiete der Personalverwaltung.

Agile Lern- und Organisationsformen

Maja Kuko und Kati Nadje von avilox Leipzig stellten in einem Workshop agile Lern- und Organisationsformen vor, die eine Herausforderung für die klassische Auffassung von produktivem Lernen und Arbeiten sind. Sie diskutierten Modelle, die sie mit ihren Kunden zum Teil bereits realisiert haben und gingen auf typische Vorurteile ein, die ihnen üblicherweise begegnen.

Diese agile, digitale und künstlich intelligente Welt ist dabei, in den Unternehmen Wirklichkeit zu werden. Dies hat selbstredend tiefgreifende Folgen für das Selbstverständnis der Unternehmen, ihre Unternehmensphilosophie und die Unternehmenskultur. Die Unternehmenskultur wird bekanntermaßen sehr stark von vorhandenen sich stark verändernden Strukturen und Schlüsselfiguren der Veränderung geprägt, dennoch scheint es in diesem Zusammenhang wichtig, diese Veränderungen der Unternehmenskultur reflektiv zu begleiten und nicht ganz sich selbst zu überlassen.

 

Besonderer Dank für die perfekte Organisation des HR Innovation Day und die Einladung interessanter Referenten gilt Prof. Peter Wald von der HTWK Leipzig (Alle Tagungsthemen im Blog von Prof. Wald)